Empfohlene Voraussetzungen zum besseren Verständnis:
- Grundlagen zur Bibelauslegung:
- Typische Fehler bei problematischer Bibelauslegung:
Kleiderordnung?
Eine Frau darf keine Hosen tragen!
Einleitung
Diese Einstellung oder konkrete äußerung habe ich nicht nur einmal gehört und sehe das in bestimmten Gruppen auch bis heute annähernd so praktiziert. Als Begründung warum das so sein soll wird dann auf 5Mo 22,5 hingewiesen.
5Mo 22,5;
Parallelstellen
Abschnitt: 3Mo 18,22; 20,13;
- 5Mo 18,12;
Männerzeug darf nicht auf einer Frau sein, und ein Mann darf nicht das GewandA einer Frau anziehen. Denn jeder, der dieses tut, ist ein Gräuela für den HERRN, deinen Gott.
sprachliche Erläuterungen
- Die orientalische Kleidung von damals sah anders aus als unsere heute.
Die biblische »Kleiderordnung«?
Wegen diesem Bibeltext gibt es Christen, die es verurteilen wenn Frauen Hosen tragen. Andere scheinen die klare Aussage zu ignorieren! Aber was meint der Text wirklich? Muß man ihn gesetzlich wörtlich nehmen oder kann man ihn ungestraft ignorieren? Gibt es nicht ein Verständniss dessen was hier gemeint ist und das wir auch plausibel aus anderen Texten begründen können?
- Es gibt keinen anderen Bibeltext, der diese »Kleiderordnung« aufgreift. Der Text bezeichnet das gerügte Verhalten als Gräuel.
Ein Gräuel ist etwas Abstoßendes, etwas Abscheuliches, etwas Todeswürdiges. Gott bringt es mit Götzendienst in Verbindung. Darum geht es hier nicht um Nebensächliches. Es geht um Wesentliches! Es geht für Gott um Etwas, dass in Seinen Augen Götzendienst ist oder zu dessen Praktiken gehört.
Die Bibel fordert bei der Verhängung einer Strafe, speziell bei der Todesstrafe, dass zwei oder drei Zeugen notwendig sind. Sonst ist eine Verurteilung unzulässig. Diesen Grundsatz wenden wir - aus gutem Grund - auf das Herausbilden von Lehren und grundlegenden Praktiken in der Schrift an.
Sachfragen zu Zeitpunkt und Kleidung:
Welche Kleidung trug ein Hebräer damals? äuml;iscäuml;nner trugen keine Hosen, Frauen keine Röcke! Die Kleidung war vollkommen anders als unsere heute. Die gleichen Worte bedeuten darum nicht die gleichen Kleidungsstücke. Wir dürfen das nicht eins zu eins lesen. Wir müssen uns die Kleidung von damals schon genauer anzuschauen.
Die Kleidung bestand bei Männern wie Frauen aus einem Untergewand. Der Schnitt war vergleichbar einem modernen Nachthemd oder einer Mönchskutte (ich besitze ein solches Untergewand). Das war bei Männern und Frauen gleich. Das Obergewand bzw. Der Mantel war ein (fast) quadratisches Tuch. Da gab es keinen wesentlichen Unterschied zwischen den Gewändern von Männern oder Frauen.
Deutliche Unterschiede gab es zwischen den Gewändern von Armen und Reichen. Oder zwischen dem Alltagsgewand und dem Festgewand. Gewänder der Wohlhabenden waren aus feineren Stoffen, Festgewänder bunter. Es entsteht ein »Problem«: Wenn wir den Text nun wörtlich »lesen« kann es nicht um ein Gräuel gehen. Warum?
Der Unterschied von Männer- und Frauenkleidung ist verschwindend gering. Er ist deutlich kleiner als die Unterschiede zwischen den Gewändern von Armen und Reichen oder zwischen Festgewand und Alltagskleidung. Es ist an einem leeren Gewand nicht zu sehen ob es einem Mann oder einer Frau gehört. Das sind im besten Fall nur unbedeutende Kleinigkeiten die das unterscheiden. Die einschlägigen Quellen sprechen wegen unserem Bibeltext die Vermutung
aus, dass es einen (signifikanten) Unterschied gegeben haben müsste. Aber konkrete Quellen oder Belege dazu gibt es nirgends. Ein Gräuel ist aber keine Vermutung oder Nichtigkeit!
Auch wenn hier vordergründig von der Kleidung die Rede ist, muss es im Kern um etwas sehr viel Grundsätzlicheres gehen als die Kleidung. Wenn wir die Parallelstellen zu Stichworten des Ausgangstextes (Mann, Frau, Gräuel) suchen, finden wir folgendes:
3Mo 18,22;
Parallelstellen
Abschnitt: ;
- ;
Du sollst nicht bei einem Mann liegen wie bei einer Frau; es ist ein Gräuel.
sprachliche Erläuterungen
- ;
3Mo 20, 13;
Parallelstellen
Abschnitt: ;
- ;
Wenn jemand bei einem Manne schläft wie bei einer Frau, so haben sie beide getan, was ein Gräuel ist. Sie sollen des Todes sterben. Ihre Blutschuld komme über sie.
sprachliche Erläuterungen
- ;
Damit lösen wir die zwei aufgeworfenen Probleme des Themas auf einen Schlag. Einerseits finden wir zwei bis drei Stellen zum Thema. Andererseits erkennen wir den Hintergrund, um den es tatsächlich geht. Das was bei 5Mo 22,5 alleine unverständlich blieb ist jetzt klar.
Zusammenfassung:
Die Formulierung aus 5. Mosec 22,5 ist eine verhüllende Rede für die Gräuelsünde von Homosexualität und Travestie. Es geht um die Einstellung. Die mit 5Mo 5,22 verbundene Idee der Kleiderordnung
bekommt einen konkreten charakterlichen Inhalt (vergl.: 1.Timotheus 2,9) und bleibt keine (sinn-) lose Form. Es ist damit nicht verboten, dass eine Frau eine Hose trägt. Und ein Gräuel ist das ganz sicher nicht!
Vertiefung
Israelitische Frauen
simlah, kethoneth, sadhin
Während die Gewänder einer Frau meist denen der Männer entsprachen, trugen sie Simlah und Kethoneth, und sie unterschieden sichhttps://www.hisour.com/de/biblical-clothing-26804/offenbarauch in mancher Hinsicht von denen der Männer (5Mo 22,5)A ( -> NEIN gab es nicht!). Frauenkleider warenwahrscheinlichlänger (vgl. Nahum 3: 5, Jeremia 13: 22, Jeremia 13: 26, Jesaja 47: 2), hatten ärmel (2 Samuel 13: 19), warenvermutlichleuchtendere Farben und mehr ornamentiert, undvielleichtauch von feineren Material. Auch von den Frauen getragen war das Sadin, die feinere Leinenunterwäsche.
Hier ist zu erkennen: Der obige Abschnitt basiert weitgehend auf Vermutungen! Sie werden durch das offenbar
, wahrscheinlich
, vermutlich
und vielleicht
angezeigt. Außerdem heißt es in der Einleitung des Artikels:
Vollständige Beschreibungen der Kleidungsstile unter den Menschen der Bibel sind unmöglich, weil das zur Verfügung stehende Material nicht ausreicht. Assyrische und Ägyptische Künstler porträtierten, was man für die Kleidung der Zeit hält, aber es gibt nur wenige Darstellungen von israelitischen Gewändern. Eine der wenigen verfügbaren Quellen für israelitische Kleidung ist die BibelA.
Das heißt konkret: Wir haben keine zuverlässigen Angaben über die Einzelheiten der biblischen Kleidung. Teilweise tappen wir im Dunkeln oder müssen vage rekonstruieren!