Bibelauslegung: sprachliche Voraussetzungen
Sprache - egal ob gesprochen oder geschrieben - stellt unser wichtigstes Kommunikationsmittel dar. Dabei ist sie in ihrer geradlinigen Form immer nur Träger einer Aussage oder Information. Diese Aussage oder Information zu vermitteln ist das zentrale Ziel eines ehrlichen Autors oder Redners.
Das sinngemäße Erfassen und Verstehen von geschriebenen Texten stellt eine besondere Form der Kommunikation dar. Dabei fehlt - im Gegensatz zum Dialog - die direkte Rückmeldung des Sprechenden, weil dieser nicht (aktiv) anwesend ist. Bei historischen Texten kann der ursprüngliche Autor sich aufgrund des manchmal sehr großen zeitlichen Abstandes nicht einmal mehr generell gegen eine Fehlinterpretation wehren.
Das Auslegen oder besser Verstehen von Texten setzt zuerst voraus, dass man die Struktur und den Aufbau - also die Grammatik - der verwendeten Sprache kennt und auf einfache Weise analysieren kann. Denn durch die Grammatik wird die Funktion der einzelnen Worte im Satzzusammenhang festgelegt.
In den meisten Sprachen setzt ein vollständiger Satz die Existenz von Subjekt (Satzgegenstand), Prädikat (Satzaussage) und eventuell einem Objekt (Satzergänzung) voraus. Allein wenn wir diese Zuordnungen bestimmen können wird die Kernausage einer Formulierung deutlich klarer zu erkennen sein. Für weitere Feinheiten und sichere Bezüge bedarf es zwar meist einer genaueren Analyse, aber die Grundaussage ist gerade bei komplexeren Aussagen immer die erhellende Ausgangsbasis.