Bibelauslegung: Systematik und Lehre
Zwei Christen - Drei Meinungen?
Wie kommt es, dass sich alle Christen auf die Bibel berufen und häufig dennoch keine Einigkeit über wichtige Grundaussagen besteht? Ist Gottes Wort so unklar, dass wir die ewigen Wahrheiten darin nicht verstehen können? Gibt es einen Weg dieses Dilemma mindestens zu entschärfen oder gar zu lösen? Gibt es eine Qualitätssicherung beim Lesen und Erkennen der Wahrheit? Oder anders gefragt: Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit wir die Bibel so verstehen können wie sie ursprünglich von Gott (Herausgeber) und ihren Autoren (Schreibern) gemeint war?
Voraussetzung zum sinnvollen Verstehen dieses Abschnitts sind die vorangegangenen Themen (Stichwortartig angeführt): Wort Gottes, inspiriert, Text, Ort, Wort
Die bisher genannten Stichpunkte gelten für jeden Christen und Nachfolger beim Umgang mit der Heiligen Schrift ganz allgemein. Erfahrene Bibelleser greifen in der Regel auf die allgemeine Methodik der Textanalyse zurück. Diese Methodik der Textanalyse haben die meisten bereits in der Schule gelernt. Für historische Texte wird diese Methodik noch erweitert bzw. ergänzt (vergl. Einzel-Textanalyse: Text, Ort, Wort, Strukturanalyse, Strukturanalogie;).
Besondere Sorgfalt ist geboten, wenn wir aus der Bibel eine Lehre erarbeiten wollen. Dabei kann man sich am leichtesten an der Vorgehensweise zur Erarbeitung einer Erörterung orientieren. Daraus ergeben sich im Folgenden mehrere Phasen oder Arbeitsschritte:
1. Stoffsammlung
- alle relevanten Ideen, Stichworte & Texte zum Thema sammeln; alles ungefiltert!
- alles wirklich mit Pro und Contra auch die Widersprüche zusammentragen
- Mit dem Thema �schwanger� gehen; mindestens 2 intensive Wochen (Erfahrungswert), manchmal auch Jahre oder sogar Jahrzehnte
- erst in der Zusammenschau entsteht das vollständige Bild der gesamten Lehre
2. Gruppieren und Gliedern
- gruppieren: ähnliche Aussagen, Gedanken oder Texte zu Sinngruppen zusammen fassen
- Gruppen mit Überschriften / Kernaussagen versehen
- Gruppen / Aussagen gewichten und Bedeutung zuordnen (Kriterien: Häufigkeit, Bedeutung, – Bezug zum Evangelium in Gericht und Gnade)
- gewichten: die wichtigsten Aussagen / Argumente stets zum Schluss.
- gliedern: Strukturieren und Reihenfolge festlegen.
- Textanzahl wieder reduzieren indem die aussagekräftigsten Textstellen erhalten bleiben.
- Gegensätze können und müssen nicht aufgelöst werden. Oft bleiben zwei Seiten einer Sache bestehen, die uns als Gegensätze erscheinen, weil sie das Thema aus zwei Perspektiven beleuchten. Typisch ist das Spannungsfeld zwischen Gottes Sichtweise & Erlösungswillen sowie unserer Begrenztheit und unserem Versagen (bzw. Dem Apell das anzuerkennen).